Informationen zu den Risiken von Atomkraftwerken
Ein solches Informationsblatt kann die Probleme nur verkürzt darstellen. Umfassende Atom-Infos zu unterschiedlichen Reaktortypen, Endlagerplänen, zu jedem deutschen, schweizer und französischen AKW und zur geschickten Pro-Atom-Propaganda finden Sie unter http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/idx-atomenergie.html im Internet.
Atomare Risiken in Deutschland, Frankreich, in der Schweiz und anderswo
Während viele Länder aus guten Gründen auf AKW verzichten, gibt es in Deutschland, der Schweiz und Frankreich eine Vielzahl von Atomanlagen und damit atomare Risiken. Wenn es nach dem Willen der reichen und mächtigen Lobby ginge, würden diese Gefahren zukünftig nicht reduziert, sondern noch größer. Alte, marode AKW sollen länger laufen und neue AKW sollen gebaut werden. Um diese Risiken für Mensch und Umwelt durchzusetzen, laufen teure, stromgeldfinanzierte Werbekampagnen. Diesen Kampagnen kann der Bund für Umwelt und Naturschutz am Südlichen Oberrhein nur Informationen, z.B. dieses Informationsblatt, entgegen setzen. Lesen Sie es bitte kritisch und in Ruhe durch, geben Sie es weiter und helfen Sie mit einer Spende, die Erstauflage von 50.000 Stück zu verdoppeln.
Uranabbau tötet
Die letzten großen abbauwürdigen Uranvorkommen liegen u.a. in Australien, Russland, Nordamerika, Südafrika, Niger und im Kongogebiet. Für jede Tonne verwertbares Uranerz fallen bis zu 2.000 Tonnen strahlender Abraum an. Radongas macht die Bergwerksarbeiter und Anwohner krank. Ein Beispiel war der Uranabbau der „Wismut“ in der DDR: Auf Grund der hohen Strahlenbelastung traten dort rund 7.000 bestätigte Lungenkrebsfälle auf. Insgesamt gehen Schätzungen von mehr als 20.000 Opfern und Folgekosten von 6,5 Milliarden Euro im ostdeutschen Uranabbau aus. Die gesundheitlichen Folgen des Uranbergbaus in Ländern der Dritten Welt und in Gebieten indigener Völker sind verheerend.
Atomunfälle und Reaktorkatastrophen – die große Gefahr
In jedem AKW wird in einem Betriebsjahr pro Megawatt elektrischer Leistung die Radioaktivität einer Hiroshimabombe erzeugt. Das heißt, dass beispielsweise in einem der beiden Reaktorblöcke in Biblis (je 1300 MW Leistung) im Jahr in etwa die kurz- und langlebige Radioaktivität von 1300 Hiroshima-Bomben entsteht. Wenn nur ein Teil dieser Radioaktivität entweichen würde, hätte das verheerende Folgen für Zentraleuropa. Große Landstriche müssten für lange Zeiträume evakuiert werden. Alternde, laufzeitverlängerte AKW vergrößern die Unfallgefahr. Der Unfall von Tschernobyl wird sich so kaum ein zweites Mal wiederholen. Die nächste Katastrophe, ob in Ost- oder Westeuropa, in Biblis, Philippsburg, Leibstadt (CH) oder Fessenheim (F) würde neue, nicht vorhersehbare und nicht planbare Unfallabläufe bringen. Wer von den Konzernlenkern und Atompolitikern trüge nach einem GAU Verantwortung? Wir befürchten keiner, denn wir leben in einer verantwortungslosen Gesellschaft, wie die „Aufarbeitung“ der Finanzkrise deutlich zeigt.
Radioaktivität im so genannten Normalbetrieb
In der Werbung der Atomkonzerne RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW werden Atomkraftwerke häufig als abgasfrei und somit „klimafreundlich“ dargstellt. Doch jedes AKW gibt auch im so genannten Normalbetrieb über den Schornstein, das Maschinenhaus und das Abwasser ständig radioaktive Stoffe an die Umwelt ab.
Krebs durch Atomkraftwerke
Aus einer Studie, die das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) im Dezember 2007 veröffentlichte, geht hervor, dass bei deutschen AKW die Häufigkeit von Krebserkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren mit der Nähe zum Reaktorstandort deutlich zunimmt. Das Krebsrisiko ist im 5-km-Radius für Kinder unter fünf Jahren um 60 Prozent erhöht, das Leukämierisiko um etwa 120 Prozent. Die Studie zeigt zudem, dass auch noch im weiteren Radius um AKW die Krebshäufigkeit erhöht ist.
Die Gefährdung durch potentielle Anschläge
Ein Anschlag mit „modernen“ panzerbrechenden Waffen auf Atomanlagen hätte verheerende Auswirkungen. Panzer- und bunkerbrechende Waffen aller Art gehören heute zum Waffenarsenal im Bereich des Terrorismus. Atomkraftwerke sind auch bei einem Flugzeugabsturz nicht oder nur schlecht geschützt. Nicht einmal neue AKW könnten einen gezielten Anschlag überstehen. Nach einem Angriff mit modernen Waffen oder einem Flugzeug auf ein Atomkraftwerk in Deutschland oder der Schweiz würde ein Teil Mitteleuropas aufhören, in der bisherigen Form zu existieren.
Auswirkungen möglicher Atomunfälle
(Aus einer Studie des Ökoinstituts Darmstadt im Auftrag der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen. Diese exemplarische Studie am Beispiel des AKW Fessenheim zeigt die unvorstellbare Dimension von Atomunfällen.)
Hintergrund der Studie war ein angenommener schwerer Unfall im französischen Atomkraftwerk Fessenheim: „Bei lebhaftem Südwestwind mit Regen würde sich eine bis zu 370 km lange Schadensfahne von Fessenheim bis in den Raum Würzburg-Nürnberg erstrecken. In deren Bereich müssten alle Siedlungen auf mindestens 50 Jahre geräumt werden, sollten die Richtlinien von Tschernobyl zur Anwendung kommen. Sollte der Wind am Katastrophentag in eine andere Richtung wehen, so wären natürlich andere Städte und Gemeinden betroffen.“ Der Atomunfall in Tschernobyl hat gezeigt, dass die bestehenden Katastrophenschutzpläne Makulatur sind und nur der Beruhigung der Menschen dienen sollen.
Folgen eines Unfalls oder eines Terroranschlages auf „Ihr“ nächstgelegenes AKW Nehmen Sie einen Zirkel und ziehen Sie einen Kreis von ca. 300 Kilometer Radius um die AKW in Mitteleuropa. Wenn Sie innerhalb eines dieser Kreise wohnen und es zu einem schweren Unfall oder Terroranschlag kommt – zu einer Katastrophe, die unwahrscheinlich ist und die dennoch morgen schon eintreten kann – wenn ein Teil des radioaktiven „Inventars“ des AKW austritt und der Wind in Richtung Ihres Wohnortes weht, dann werden Sie diese Ihre Heimat, mit allem was Sie in Jahrzehnten mühevoll aufgebaut haben, schnell und endgültig verlassen müssen und froh sein, einfach nur zu überleben.
AKW-Laufzeitverlängerung ist Gefahrzeitverlängerung
Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke bedeutet unglaublich viel Geld für die Atomindustrie, aber auch mehr Atommüll, mehr atomares Risiko durch die Alterung der Atomkraftwerke, und die zunehmende Gefahr von Atomterrorismus. Die Debatte um die Laufzeitverlängerung, als Einstieg in den zukünftig geplanten Neubau von AKW, zeigt auch die undemokratische Machtfülle der Atomkonzerne. Laufzeitverlängerung für AKW ist eine unverantwortliche Gefahrzeitverlängerung.
Gefahrzeitverlängerung und neue AKW: Ja Bitte??
Selbstverständlich gibt es in Deutschland und der Schweiz (wie in jedem Land mit AKW) eine einflussreiche, mächtige Pro-Atom-Lobby. In Sachen Atomenergie geht es um viel Geld. Bereits jetzt „beeinflussen“ RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW mit unseren Stromgeldern, lukrativen Aufsichtsratsposten und „Zuwendungen“ Gemeinden, Vereine, Wahlen und Politiker. Viele Politiker sind nicht aus Überzeugung für Atomkraft. Es geht ums Geld! Jedes Jahr Laufzeitverlängerung bringt uns mehr Gefahren und den AKW-Betreibern pro Kraftwerksblock im Mittel Zusatzgewinne von etwa 300 Mio Euro. Wenn ein großer Reaktorblock in einem AKW ein Jahr früher abgestellt wird, kostet das die Konzerne also ca. 300 Mio Euro. Und auch bei den Plänen, irgendwann neue Reaktoren zu bauen, geht es um schwindelerregende Summen. Eine neues AKW (z.B ein „Euroreaktor“ EPR) soll ca. 4.000.000.000 Euro kosten.
Wie gefährlich ist Atommüll?
Ein atomares Endlager muss Sicherheit über viele Halbwertszeiten der langlebigen Spaltprodukte, über eine Million Jahre (!), geben – über Zeiträume, die unser Vorstellungsvermögen sprengen.
Greenwash und Atompropaganda
In Sachen Gefahrzeitverlängerung und neue AKW geht es vor allem um ein gigantisches Geschäft und satte Gewinne. Teure Werbekampagnen, industriegesteuerte „Bürgerinitiativen“, missbrauchte Umweltzertifikate wie ISO 14001, Greenwash, Wikipediabeeinflussung und Werbung für energieverschwendende Elektroheizungen werden mit Ihren Stromgeldern finanziert, wenn Sie den Stromanbieter nicht wechseln. Die PR-Profis der globalen Webeagentur Burson Marsteller haben jahrelang für die amerikanischen Öl- und Kohlekonzerne die Kampagne „Es gibt keinen menschengemachten Klimawandel“ organisiert. Jetzt arbeitet die Agentur für die Atomlobby und organisiert die Kampagne: „Wegen des drohenden Klimawandels brauchen wir AKW“.
Atomkraft und die Klimawandel
„Atomkraftwerke schützen das Klima“: Damit werben die Atomkonzerne und Atomparteien für den scheinbar CO2-freien Atom-Kraftwerkspark. Diese geschickte Werbebotschaft der AKW-Betreiber soll Akzeptanz für alte und neue AKW schaffen. Die Forderung nach neuen Atomkraftwerken dient auch der psychologischen Entlastung vieler Politiker der Atom- und Kohleparteien. Sie tragen die Hauptverantwortung für die bisherige und zukünftige Verschwendung von Energie, Rohstoffen und für die drohende Klimaveränderung. Die Werbeabteilungen der Atomkonzerne bieten ihnen jetzt die schöne Illusion, sich aus dieser Verantwortung stehlen zu können. Die Nutzung der Atomenergie ist nicht nur lebensbedrohend, sondern auch die teuerste Art von „Klimaschutz“. Umweltforscher haben berechnet, dass sich durch Investitionen im Bereich Energieeinsparung mehr als die doppelte Menge an Kohlendioxid vermeiden lässt als bei vergleichbaren Investitionen in den Bau neuer AKW. Nur der Dreiklang aus erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Energieeinsparung kann den Klimawandel stoppen.
Die weltweiten Energievorräte und Uran reichen nur noch für wenige Jahrzehnte.
Die Erde steuert auf eine gigantische Energiekrise mit massiven ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen zu, wenn der Umstieg auf nachhaltige, regenerative Energien nicht beschleunigt wird. Die Übernahme unseres westlichen Verschwendungsmodells durch Indien und China verschärft die kommende Energiekrise. Der von den Werbeabteilungen der Atom- und Kohlekonzerne ins Gespräch gebrachte „Heilsbringer“ Uran wird ähnlich schnell aufgebraucht sein wie Erdöl und Erdgas. Nur ein rascher Umbau der weltweiten Raubbauwirtschaft hin zu Nachhaltigkeit und die Nutzung regenerativer Energien können die drohende Energiekrise verhindern. Die BUND-Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ weist Wege aus der Krise.
Energiealternativen
Das Wachstum im Bereich der alternativen Energien gehört zu den hoffnungsvollen Zeichen der Zeit. In den letzten Jahren haben sich die Preise für atomare und fossile Energien mehr als verdoppelt, während sie sich für erneuerbare Energien halbiert haben. Windstrom ist global die am schnellsten expandierende Form der Energieerzeugung. Und genau dieses erfreuliche Wachstum der zukunftsfähigen Energien wurde und wird von den Anhängern der atomar-fossilen Energiegewinnung massiv bekämpft. Jetzt geht das Umdenken und Umsteuern der energiepolitischen Dinosaurier zu langsam.
Atomkraftwerk + Atomwaffen = Atomkraftwaffen
Das größte Atomproblem ist die Gefährdung allen Lebens mit der weltweiten Verbreitung von Atomkraftwaffen durch den Bau von Atomkraftwerken, Urananreicherungsanlagen und dem Schwarzmarkt für Plutonium. Warum haben Länder wie Pakistan und Nordkorea Atomwaffen? Weil sie mit Hilfe der „friedlichen Nutzung der Kernenergie“ Mittel und Wege gefunden haben, Atomkraftwaffen zu bauen. Und jede Weitergabe der Atomtechnologie an weitere Staaten vergrößert die Gefahr für den Weltfrieden.
Was tun?
Wenn Sie dieses Infoblatt lesen, sich über die Atomkonzerne RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW (und deren „Töchter“) ärgern, „die Faust im Sack ballen“, aber ansonsten nichts tun, dann nützt das recht wenig.
• Engagieren Sie sich! Für die Stilllegung der Atomkraftwerke, gegen Gefahrzeitverlängerung und gegen neue AKW. Werden Sie aktiv beim BUND oder bei einer Umweltgruppe vor Ort.
• Wenn Ihr Energieversorgungsunternehmen Sie mit Atomanlagen bedroht, dann lassen Sie sich das nicht gefallen. Wechseln Sie zu einem „echten“ Ökostromanbieter, beispielsweise in Baden-Württemberg zum BUND-Regionalstrom (www.bund-regionalstrom.de). Bundesweit empfehlen wir die Energie der “Stromrebellen“, der Energiewerke Schönau (www.ews-schoenau.de). Das Wechseln ist ganz einfach, und echter Ökostrom muss nicht teurer sein!
• Setzen Sie sich ein, für Mensch, Natur, Umwelt und für eine nachhaltige, erdverträgliche Entwicklung (Infos in der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“).
• Engagieren Sie sich für die Demokratie. Die heimlichen Regierungsmitglieder RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW verstärken ihren Einfluss auf Politik und Medien und gefährden die Demokratie.
•Wählen Sie glaubwürdige Politiker, nicht die als Volksvertreter getarnten Industrievertreter und Atomlobbyisten.
• Bekennen Sie sich zu Ihrem Engagement. Mit einem Leserbrief, einem Banner oder Plakat am Balkon, einem Aufkleber am Auto, Fahrrad, im Gespräch mit Nachbarn und Kollegen… (Materialien gibt’s unter www.bund-freiburg.de).
• Leben Sie nachhaltig! Sparen Sie Energie und gehen Sie mit uns den Weg ins Solarzeitalter.
• Helfen Sie mit einer Spende, die Erstauflage dieses Infoblattes (50 000 Stück) zu verdoppeln, und verteilen Sie diese Infoblätter in Ihrer Strasse oder im Freundes- und Bekanntenkreis. http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/spenden.html
Axel Mayer, BUND-Regionalgeschäftsführer, Freiburg und der Regionalvorstand
