„Atom: Zu viele Fragen sind noch offen“

Leserbrief veröffentlicht am 16. Oktober 2009 im Landboten zum Artikel „Französicher Atommüll lagert in Russland“, „Landbote“ vom 13. Oktober

„Auch Schweizer Atomkraftwerke verschieben Wiederaufbereitungsuran von England und  Frankreich nach Russland, um es dort anreichern und neue Brennelemente herstellen zu lassen„, so der Bericht von Greenpeace vom Juni 2009.  Weiter ist dort von „widersprüchlichen Darstellungen“ zu lesen. Solch intransparente Geschäftspraktiken verleiten viele Schweizerinnenund Schweizer vorschnell Ja zu einem Endlager für hochradioakiven Atomabfall zu sagen, ohne das Lagerkonzept in Frage zu stellen. Von den offiziellen Stellen wird wiederholt versichert „die Sicherheit des Lagers sei „oberste Maxime“. Doch wie will man diese Sicherheit gewährleisten, wenn noch viele Fragen offen sind? Gerne wird auch verschleiert, dass heute noch keine direkten bautechnischen Erfahrungen von Tunnelbauten in grosser Tiefe im flachliegenden Opalinuston vorliegen.  Weltweit ist zudem noch kein einziges Endlager in Betrieb für die hochradioaktiven Abfälle, die in den Atomkraftwerken anfallen. Jene Abfälle also, die unter bewohnte Dörfer im Zürcher Weinland zu liegen kommen sollen. Nicht zur  Kenntnis genommen wird, dass auch in Schweden oder Finnland das Endlager für den hochradioaktiven Atommüll noch nicht gebaut und in Betrieb ist.  Das Fell des Bären, respektive die in Aussicht gestellten Millionen können auch dort noch lange nicht verteilt werden.
Der Entsorgungsnachweis dient der Legitimation des weiteren Betriebs der schweizerischen Kernkraftwerke. Es ist offensichtlich: Der Entsorgungsnachweis ist auch Mittel zum Zweck. Unsere deutschen Nachbarn haben den Konzepten der Atommüll-Fachleute vertraut und zwischen 1967 und 1978 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen im Lager Asse II bei Wolfenbüttel eingelagert. Bereits 1988 wurden sie erstmals mit einem Wassereinbruch konfrontiert. Heute steht dieses Atomlager bereits vor dem Aus.
„Wahnsinn“ war der Kommentar vom berühmten Atomphysiker Hubert Reeves am Schluss des jüngst ausgestrahlten Films „Albtraum Atommüll“. Eindrücklich diese Ehrlichkeit eines Experten.
Yvonne Bernhard

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