Ein Atommüll-Versuchslabor in unserer wunderschönen Gegend
Die Nagra plant mitten im wunderschönen Weinland ein gigantisches Atommüll-Versuchslabor. Das beweisen z.B Äusserungen wie die folgende vom Direktor des Versuchslabor Mont Terri: „Es wäre klüger keine Stahlbehälter in Ton einzulagern. Kupfer ist auch nicht viel besser. Da braucht es noch viel Materialforschung. Ich bin mir gar nicht sicher, dass es das richtige Material überhaupt gibt.“ Wobei es ganz klar ist, dass „viel Materialforschung“ in diesem Fall auch in 50 Jahren auf seriöse Weise nicht möglich ist. Zweitens: Die Nagra will eine breite Rampe in die Tiefe zum Lagerort bauen, je nach Tiefe 5 bis 9 Km lang, mit Kaverne und Stollen. Jede Öffnung im Gestein führt zu Spannungsänderungen, die sich auf lange Zeit verheerend auswirken können. Und eindringende Luftfeuchtigkeit weicht den Opalinuston auf. Beton zur Stabilisierung ist ungeeignet, weil er sich nicht mit dem Opalinuston verträgt. Drittens ist absolut unverständlich, weshalb sich die Nagra um eine Aussage über die unverzichtbare Rückholbarkeit herumdrückt, nachdem sich der Präsident des Eidg. Nuklearsicherheitsinspektorates (ENSI) dazu ganz klar äussert: „Künftige Generationen können die Abfälle langfristig überwachen und sogar zurückholen.“ Ein Tiefenlager, das diesem Standard genügt, ist im Opalinuston nur schwer realisierbar. Deshalb redet die Nagra immer noch vom Verschliessen des Tiefenlagers. Ja und dann? Soll dann einfach ein neues Tiefenlager geöffnet werden? Lauter äusserst wichtige Fragen, die ungelöst sind, nichts als Unsicherheiten. Und das nennt die Nagra „Sicherheit“ und gaukelt damit halb Europa vor, sie hätten „die sichere Lösung“. Unglaublich. Und nun kommt noch ein sogenanntes Partizipationsverfahren, das alle diese Fragen ausblendet. Da wirkt dann eine Äusserung wie: „Wir sorgen für Transparenz“ fast wie Hohn. Wir wollen im Weinland kein milliardenteures Versuchslabor und auch kein internationales Atommüllloch. Wir wollen den Ausstieg aus der lebensfeindlichen Atomtechnologie und erwarten von der schweizerischen Politik endlich die Förderung der erneuerbaren Energien, die diesen Namen verdient.
Johannes Herter-Leu, Andelfingen
(Leserbrief veröffentlicht in der Andelfinger Zeitung vom 28. Mai 2010)